Kopf Symposium hGibS

Dokumentation: Kunstkammer

Texte


Wir versanken aneinandergeschmiegt und Schutz vergeblich suchend in einem Meer häuslicher Enge, bodenlos.


Er hatte uns zum zwölften Mal am Sonntag zu einem Familienfoto aufgestellt. Der Maßstab bohrte sich in meine Brust. Er setzte ihn ein, um die Entfernung millimetergenau einzustellen. Er schob und schrie und solange in neue Formationen, bis wir zu einer einzigen gesichtlosen Familienmasse verschmolzen - so wie er uns haben wollte.


Ich schmiß ihn an die Wand, er hinterließ einen weißen Abdruck dort, die Drähte hingen raus. Sein linker Arm zappelte noch einmal, dann hing er schlaff nach unten.
Jetzt, nach 53 Ehejahren, fragte ich mich, warum ich nicht gleich zu Anfang den Stecker rausgezogen hatte. Dann hätte ich jetzt auch nicht die Wand neu streichen müssen.


Er legte mich über die Bank und prügelte mich, bis ich schlaff und weiß und doppelt so lang an beiden Seiten zu Boden hing. Meine Mutter stopfte mich mit Essen voll und ich war bereit für die nächste Runde.


Er hatte mich mein Zimmer leerräumen lassen, ich mußte den Boden bohnern und dann auf dem Boden liegend zweihundert Mal sagen: Ich will nie wieder mein Feuerwehrauto im Wohnzimmer liegen lassen.